17.11.2021

„Es ist hochinteressant gewesen“

Die Seniorengruppe der Koblenzer Männerturner hat das Privileg gehabt, die Sanierungsarbeiten bei der Aare-Eisenbahnbrücke besichtigen zu können.

(fs) – Der für Ende November oder anfangs Dezember 2021 vorgesehene Anlass wurde auf vergangenen Mittwochnachmittag vorgezogen. Es betraf den Vorschlag, bei der Grossbaustelle im „Giriz“ einen Augenschein nehmen zu dürfen. Dank der Vermittlung durch Hasli Binkert und Zustimmung von oberster Stelle kam der Rundgang kurzfristig zustande. Die zwölfköpfige Besuchergruppe wurde von Simon Exer, Bauführer bei der Birchmeier Bau AG in Döttingen, während eineinhalb Stunden begleitet. Erst gab er mittels Powerpoint-Präsentation im Büro-Container auf dem Bahnhofplatz einen Ueberblick zur Ausgangslage und zu den Projektzielen und -inhalten. Der an den Wänden aufgehängte Terminkalender dokumentierte mit farbigen „Postit“-Klebezetteln den komplexen Planungsablauf.

Zur ursprünglichen Sanierungsphase – von 2019 bis 2021 unter Einhaltung der Fischschonzeiten, 12-Wochensperrung im Herbst 2021, 6-tägigem 12 - 16 Stunden-Schichtbetrieb und grosser Abhängigkeit der Arbeiten – erwähnte Simon Exer, dass es wohl bis September 2022 dauert. Als Gründe für die Verzögerung nannte er die unbekannten Schäden, das Hochwasser und den Covid 19-Lockdown.

Begehung des Installationsplatzes und der Baustelle

Ausgerüstet mit Helm, Sicherheits- und Schwimmweste erfolgte ein kurzer Fussmarsch zum Hafen 1, wo gerade ein Sattelschlepper den Zutritt versperrte. Dann ging die Hälfte auf dem Wasser auf Erkundungstour, während die andere Gruppe am Ufer und auf der Brücke viel Wissenswertes aus erster Hand erfuhr. Für den aufmerksamen Zuhörer Bruno Beerli, der auf diesem Gebiet über langjährige Berufserfahrung verfügt, sah der Sachverhalt wie folgt aus: „Die Sanierungsarbeiten haben an der Sohle der einzelnen Brückenpfeiler begonnen. Mit Spundwänden wurden die Fundamente trockengelegt und die angegriffenen unteren Teile mit einer zusätzlichen Ausbetonierung von zwei Metern saniert und verstärkt. Beim Hochwasser wurden sämtliche Arbeitsplätze meterhoch überflutet, sodass der Bau eingestellt werden musste. Als der Pegel auf das normale Niveau zurückging, begann das Auspumpen und Reinigen vor Ort.“

Im fachspezifischen Gespräch…!

Weiter führte Bruno Beerli aus, dass der obere Teil aller Pfeilerköpfe abgetragen und durch eine neue Betonschicht von 1,20 Metern verstärkt wurde. „Damit diese Aufbetonierung gemacht werden konnte, musste die Brücke hydraulisch angehoben werden. Um die einzelnen Brückenpfeiler in sich zu stabilisieren, sind sie mit je sechs Spannankern à 12 Meter Länge verstärkt worden. Die Anker wurden dann mit 160 Tonnen vorgespannt.“

Es brauchte eine aufwendige Infrastruktur. Dafür musste ein Hafen gebaut werden, wo die Maschinen und das Material verladen werden konnten. Eine grosse Plattform auf Schwimmkörpern für Lasten bis zu 300 Tonnen wurde mit speziellen Schleppern aus den Niederlanden zu den einzelnen Brückenpfeilern geschoben. Darauf befanden sich schwere Maschinen für die Bohr- und Betonarbeiten. Für die Sicherheit war ein umfangreiches Dispositiv erforderlich. Gemäss den Eindrücken von Bruno Beerli wurde von der ausführenden Firma sehr gute Arbeit geleistet. Dabei galt es zu berücksichtigen, dass bei Sanierungen von Altbauten unvorhergesehene Probleme zu lösen sind. Das Schlusswort lautete: „Es ist hochinteressant gewesen.“

Text zum Foto: Auf dem Ponton bei der kurzen Wartezeit für die Rundfahrt mit dem Boot

Link zu den Fotos